Tietz Lecture on Addressing Antisemitism – 2020

Ein Jahr nach dem Anschlag von Halle: Antisemitismus in Deutschland

Oscar Tietz, Gründer der erfolgreichen Kaufhauskette „Hermann Tietz“, später „Hertie“. Die Nazis drängten seine Familie in den 1930ern durch massive antisemitische Repressionen aus dem Unternehmen.
Foto-Quelle: Privatarchiv Nils Busch-Petersen

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Aufzeichnung der Live-Diskussion mit Igor Levit und Lena Gorelik am Freitag, 9 Oktober 2020

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Der Antisemitismus in Deutschland war niemals verschwunden. Vielmehr nimmt er mit bedrohlicher Geschwindigkeit zu – sowohl versteckt als auch mehr und mehr in der Öffentlichkeit. Die zunehmende antisemitische Hasssprache zieht Gewalt nach sich: Alleine zwischen 2017 und 2019 haben sich die jährlichen antisemitischen Gewalttaten in Deutschland verdoppelt. Um die offene Demokratie zu schützen und zu stärken, müssen wir handeln – und entschieden gegen alte und neue Formen von Antisemitismus vorgehen. Vor diesem Hintergrund diskutieren ein Jahr nach dem Anschlag auf die Synagoge in Halle der Pianist Igor Levit und die Autorin Lena Gorelik über Antisemitismus in Deutschland heute – und was nun getan werden muss. Cem Özdemir, MdB, und Dalia Grinfeld, stellvertretende Direktorin für Europäische Angelegenheiten bei der Anti-Defamation League (ADL), führen ins Thema ein.


Gäste

Foto: © Felix Broede_Sony Classical

Igor Levit stellt sein Klavierspiel mit wachem und kritischem Geist in den Kontext des gesellschaftlichen Geschehens und begreift sie mit diesem als untrennbar verbunden. Die New York Times beschreibt ihn darin als einen der „bedeutendsten Künstler seiner Generation“. 1987 in Nizhni Nowgorod geboren, siedelte Igor Levit im Alter von acht Jahren mit seiner Familie nach Deutschland um. Sein Klavierstudium in Hannover absolvierte er mit der höchsten Punktzahl in der Geschichte des Instituts. Als jüngster Teilnehmer gewann er beim 2005 ausgetragenen International Arthur Rubinstein Wettbewerb in Tel Aviv neben Silber auch diverse Sonderpreise. Im Frühjahr 2019 erfolgte der Ruf als Professor für Klavier an seine Alma Mater, der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Igor Levit lebt in Berlin und engagiert sich seit Jahren gegen Antisemitismus, Rassismus und Gewalt.

Foto: © Charlotte Troll

Lena Gorelik ist preisgekrönte Journalistin und Autorin. Sie wurde 1981 in Sankt Petersburg geboren und siedelte 1992 mit ihrer Familie nach Deutschland über. In München absolvierte sie eine Ausbildung an der Deutschen Journalistenschule sowie den Masterstudiengang Osteuropastudien. Zu ihren Werken gehören unter anderem „Meine weißen Nächte“, „Hochzeit in Jerusalem“ (nominiert für den Deutschen Buchpreis 2007), „Sie können aber gut Deutsch“ und „Lieber Mischa”. Lena Gorelik erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Bayerischen Kunstförderpreis, den Ernst-Hoferichter-Preis und den Förderpreis Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg. In ihrer Arbeit setzt sie sich immer wieder mit gesellschaftspolitischen Themen wie Rassismus und Fremdenfeindlichkeit auseinander. Lena Gorelik lebt mit ihrer Familie in München.


Eingangsstatements

Cem Özdemir
Foto: © Sedat Mehder

Cem Özdemir ist Mitglied des Deutschen Bundestages für Bündnis 90/Die Grünen. Dort ist er Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr und digitale Infrastruktur sowie stellvertretendes Mitglied im Auswärtigen Ausschuss. Für seinen Einsatz gegen Antisemitismus und für Menschenrechte erhielt der ausgebildete Erzieher und studierte Sozialpädagoge den AJC Ramer Award 2018. Er ist außerdem Träger der Theodor-Heuss-Medaille und des Civis Media-Preises für seinen Einsatz für ein vorurteilsfreies Zusammenleben von Deutschen und Migranten, sowie der Raoul-Wallenberg-Medaille und dem Ignatz-Bubis-Preis für Verständigung.

Dalia Grinfeld
Foto: Privat

Dalia Grinfeld ist stellvertretende Direktorin für Europäische Angelegenheiten bei der Anti-Defamation League (ADL). Sie studierte Politikwissenschaft und Jüdische Studien an den Universitäten Heidelberg, Buenos Aires und Herzliya. Darüber hinaus war Dalia Grinfeld zwei Jahre lang erste gewählte Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD), deren Gründungsmitglied sie ist. Sie engagiert sich für Frauen Empowerment, LGBTIQ-Rechte und innovative Demokratie. Zudem ist sie ständiges Mitglied im Expertinnenkreis Antisemitismus des Berliner Senates.


Moderation

Alexander Busold
Foto: Privat

Alexander Busold ist Gründer und einer der Leiter der Her.Tietz-Initiative. Er arbeitet als Programm-Manager für eine zivilgesellschaftliche Organisation, die sich für die Stärkung von Demokratie und Minderheitenrechte einsetzt. Er ist Senior Fellow von Humanity in Action (HIA) und ein Alumnus der Studienstiftung des Deutsche Volkes. Alexander studierte Public Policy, Wirtschaft und Management an der Hertie School und der Zeppelin Universität in Deutschland, Indien und Argentinien.

Laura Franken
Foto: Privat

Laura Franken ist eine der Leiterinnen der Her.Tietz-Initiative. Sie arbeitet als Projektmanagerin für ein Nachhaltigkeitsnetzwerk der Wirtschaft. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die Bereiche Wirtschaft & Menschenrechte sowie Nachhaltige Finanzen. Sie studierte Public Policy an der Hertie School und Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin und an der SciencesPo Paris. Sie ist Alumna der Studienstiftung des Deutschen Volkes.

Über die Tietz Lecture on Addressing Antisemitism

Namensgeber der jährlichen Reihe ist der jüdische Kaufmann Oscar Tietz, Gründer der ehemaligen Kaufhauskette „Hermann Tietz“, später „Hertie“. Die Nationalsozialisten „arisierten“ das Unternehmen in den 1930er Jahren mittels antisemitischer Repressionen gegen die Familie Tietz. Die Her.Tietz Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, ihr Andenken zu bewahren.

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